Der “Ire” aus Ilsfeld
Selbst die Erste Ministerin Schottlands, Nicola Sturgeon, war “schockiert und tief traurig”, als sie jetzt vom plötzlichen Tod von Eberhard “Paddy” Bort hörte. Er habe einen großen Beitrag zur
Politik, Kultur und dem akademischen Leben in Schottland geleistet. Man werde sich an ihn wegen seiner Intelligenz, Liebenswürdigkeit und Enthusiasmus erinnern. Er werde von allen, “die ihn kannten,
schrecklich vermisst”, schrieb sie in einem Nachruf. Ein großes Lob für einen Mann, der kein Schotte, sondern ein richtiger Schwabe war. “Paddy” Bort wuchs in Ilsfeld bei Heilbronn auf.
Dort war er Jahre lang Gemeinderat für die SPD. In den siebziger und achtziger Jahren studierte er Anglistik und Germanistik an der Universität in Tübingen. In dieser Zeit entdeckte er, nicht
zuletzt durch einen Studienaufenthalt am Trinity College in Dublin, seine Liebe zu Irland. Seinen Beinamen “Paddy”, wie ihn später jeder nannte, erhielt er wegen seines “irischen Aussehens”. Wegen
seiner rötlichen Haare und wegen seines langen roten Bartes hielt ihn fast jeder für einen Iren.
In Tübingen gründete er in den achtziger Jahren am Brecht-Bau (Neuphilologikum) die Anglo-Irisch Theatre Group und wiederbelebte damit die Studententheaterszene, die zuvor brachgelegen
hatte. Die anglo-irische Theatergruppe existiert bis heute und sorgte in der Vergangenheit mit der Inszenierung irischer Stücke, die teils auch am Tübinger Landestheater aufgeführt wurden, für
Aufsehen.
Später wurde “Paddy” Bort Vorsitzender des Deutsch-Irischen Freundeskreises in Baden-Württemberg. Lange Jahre führte er unseren Verein
mit viel Enthusiasmus, Weitblick und Gespür und vor allem mit großer Liebe für die deutsch-irische Freundschaft. Er blieb unserem Verein immer tief verbunden und war ein großer Ratgeber bei allen
Fragen, die Irland betrafen. Mitte der neunziger Jahre ging er nach seinem Tübinger Studium im Rahmen eines von der EU finanzierten Programms (“Grenzen und Regionalismus”) als Dozent und “Associate
Director” an das International Social Science Institute in Edinburgh.
Über die Jahre hinweg gewann er in Schottland und weit darüber hinaus immer mehr an akademischem Ansehen. Er wurde zum Fachmann für schottische Politik und brachte in dieser
Funktion unzähligen ausländischen Studenten schottische Politik, Dezentralisierung und das Nordische Model bei. Außerdem war er der Chef des Edinburgh Folk Clubs und förderte in dieser Zeit die
schottische Folkmusik. Mit dem Folk Club erhielt er auch einen Preis des britischen Senders BBC.
“Paddy” Bort veröffentlichte zudem für namhafte Verlage eine Vielzahl von Reiseführern und Bildbänden über Schottland und Irland wie natürlich auch zahllose akademische Schriften.
Paddy Bort war ein Original, eine Institution, ein wandelndes Lexikon. Aber vor allem war er für alle, die mit ihm zusammengearbeitet haben, immer ein guter und hilfsbereiter
Freund.